Mittwoch, 19. Oktober 2011

» ein fremdes zimmer

Ich öffne leise die Tür. Ein Schwall von Kälte dringt mir entgegen und mit ihm der unangenehme Geruch von alten Möbeln. Obwohl mich jeder einzelne Sinn meines Körpers dazu bewegen will umzukehren halte ich mich unter Kontrolle und trete langsam in das Zimmer.

Als Erstes entdecke ich ein Fenster, welches fast bis zum Boden reicht. Ein dünner Stoff flattert im sanften Wind, der zur Nachmittagszeit über das Land fegt. Es ist viel zu schwül und etwas Wind wird mir gut tun, aber mit ihm bricht auch eisige Kälte in den Raum. Eine Gänsehaut jagt über meinen Rücken und ich spüre, dass jedes, einzelne Haar meines Körpers sich aufstellt und verzweifelt versucht gegen die Kälte zu rebellieren. Warum ist mit einem Mal nur so kalt?

Verstört beiße ich mir auf die Lippe und lasse meinen Blick weiter durch den Raum gleiten. Überall stehen alte Holzmöbel, die von großen, weißen Tüchern verdeckt sind und ein Bett steht in einer Ecke des Zimmers. Es ist mit einer Decke aus Leopardenmustern bezogen. Ehrfurcht erfasst mich. Warum reagiere ich so auf diesen Stoff? Es ist doch nur ein Muster. Ja, das Muster eines Tieres, vor dem ich sehr viel Respekt habe. Vor meinem inneren Auge flammt das Bild der Zähne und Krallen dieses imenz starken Tieres auf. Aus Angst weiche ich zurück und schmecke kurz darauf dem bitteren Geschmack von metallenem Blut auf meiner Zunge. Hitze steigt mir in den Kopf und ich unterdrücke einen Aufschrei. Was ist denn nur los mit mir?

Irgendwo, aus weiter Ferne ruft meine Mutter nach mir. Langsam öffne ich die Tür und renne dann hinaus. Ich muss meinen Eltern dringend von diesem Zimmer in unserem neuen Haus erzählen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen