Samstag, 20. Oktober 2012

» unbeschwertheit

wir waren mal frei. so verdammt frei.
so frei, wie die vögel am blauen himmel.
unsere freundschaft war einfach. einfach aufgebaut.
die regeln waren leicht. waren sie zu leicht?
wir haben uns alles erzählt. zusammen gelacht und einfach spaß gehabt.
wir hatten diese unbeschwertheit in unseren herzen.
doch dann traten wolken in unser leben.
du hast das ende gewittert. du hast es gewusst.
und ich? wusste ich es auch?
ja. bestimmt. irgendwo in mir drin wusste ich es.
wir wussten es beide. ich wollte es nicht wahrhaben.
du hast dich damit abgefunden. es einfach akzeptiert.
ich wollte kämpfen. irgendwie wollte ich mich wehren.
aber wie kämpft man gegen die zeit? wie?
ich wusste es nicht. ich werde es nie wissen.
und dann wurden wir gefangen. in käfige gesperrt.
die unbeschwertheit wurde uns genommen. einfach so.
ich wollte das nicht. nie. niemals!
ich wollte diese freiheit wieder haben. diese unbeschwertheit.
aber es bracht nichts. kein schrei. kein schmerz.
egal was ich tat, du kamst nicht zurück.
wir lebten uns auseinander. jeder lebte sein leben.
wir sehen uns noch.. aber es ist nicht mehr das selbe.
es ist anders, so als wären du und ich zwei fremde.
so, als kennen wir uns nicht. so, als hätten wir uns noch nie gesehen.
aber das haben wir noch nicht, oder?
jedenfalls nicht so wie wir jetzt sind...



Freitag, 23. März 2012

» unerwünscht

stell dir vor du lebst.
du atmest, bist frei und lässt dich nieder.
aber keiner will dich.
du sollst gehen. du sollst wandern.
du willst nicht. du willst nicht unerwünscht sein.
du bist es aber.
du weinst heiße tränen.
jeden tag lachst du ein verlorenes lächeln.
Verzweiflung wird dein freund.
keiner mag dich. keiner will dich.
sie alle hassen dich. sie sagen es dir sogar.
du willst fliehen. aber wohin?
wo ist platz für jemand verlorenen? einen unerwünschten? wo?
du suchst. findest nichts. niemanden.
du bist verloren.
du weinst wieder.
du lachst wieder.
und dann stehst du auf und lebst weiter.
einfach so.
du hörst auf, auf die stimmen um dich zu hören.
sie tun weh. so wie viele kleine schnitte, in deine weiße haut.
sie sind es nicht wert. so gar nicht.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

» ein fremdes zimmer

Ich öffne leise die Tür. Ein Schwall von Kälte dringt mir entgegen und mit ihm der unangenehme Geruch von alten Möbeln. Obwohl mich jeder einzelne Sinn meines Körpers dazu bewegen will umzukehren halte ich mich unter Kontrolle und trete langsam in das Zimmer.

Als Erstes entdecke ich ein Fenster, welches fast bis zum Boden reicht. Ein dünner Stoff flattert im sanften Wind, der zur Nachmittagszeit über das Land fegt. Es ist viel zu schwül und etwas Wind wird mir gut tun, aber mit ihm bricht auch eisige Kälte in den Raum. Eine Gänsehaut jagt über meinen Rücken und ich spüre, dass jedes, einzelne Haar meines Körpers sich aufstellt und verzweifelt versucht gegen die Kälte zu rebellieren. Warum ist mit einem Mal nur so kalt?

Verstört beiße ich mir auf die Lippe und lasse meinen Blick weiter durch den Raum gleiten. Überall stehen alte Holzmöbel, die von großen, weißen Tüchern verdeckt sind und ein Bett steht in einer Ecke des Zimmers. Es ist mit einer Decke aus Leopardenmustern bezogen. Ehrfurcht erfasst mich. Warum reagiere ich so auf diesen Stoff? Es ist doch nur ein Muster. Ja, das Muster eines Tieres, vor dem ich sehr viel Respekt habe. Vor meinem inneren Auge flammt das Bild der Zähne und Krallen dieses imenz starken Tieres auf. Aus Angst weiche ich zurück und schmecke kurz darauf dem bitteren Geschmack von metallenem Blut auf meiner Zunge. Hitze steigt mir in den Kopf und ich unterdrücke einen Aufschrei. Was ist denn nur los mit mir?

Irgendwo, aus weiter Ferne ruft meine Mutter nach mir. Langsam öffne ich die Tür und renne dann hinaus. Ich muss meinen Eltern dringend von diesem Zimmer in unserem neuen Haus erzählen.